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Wie kalt darf es am Arbeitsplatz sein?

Wie kalt darf es im Büro werden? Eine absurde Frage angesichts der Hitze? Im Hinblick auf einen möglichen Gasnotstand im Herbst und Winter 2022 prüfen die EU, Ministerien und erste Unternehmen bereits, ob die Temperaturen am Arbeitsplatz gesenkt werden können. Doch welche Raumtemperaturen im Büro sind angemessen? 

 
Während die Sommerhitze mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius für viele Beschäftigte eine Belastung darstellt, wird im Hinblick auf die ab Herbst / Winter drohende Energiekrise bereits die Diskussion geführt, wie kalt es am Arbeitsplatz sein darf. EU, Ministerien und erste Unternehmen prüfen die Frage, ob sich Temperaturen am Arbeitsplatz absenken lassen, um Energie zu sparen. Müssen sich Beschäftigte demnach im Winter warm anziehen?

Nur noch 19 Grad im Büro: Was erwartet Beschäftigte im Winter?

Angesichts eines möglichen kompletten Lieferstopps für russisches Gas mehren sich die Einspar-Appelle - gerichtet an Produktion, Privathaushalte sowie Büros. Ein Entwurf für einen Notfallplan der Europäischen Kommission sieht vor, dass öffentliche Gebäude, Büros und kommerzielle Gebäude ab Herbst 2022 bis maximal 19 Grad Celsius beheizt werden sollen. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat sich dafür ausgesprochen, die zurzeit in Büros und Werkhallen vorgeschriebenen Mindesttemperaturen herunterzusetzen.

Das Bundearbeitsministerium prüft mit dem Wirtschaftsministerium ebenfalls "Lösungsansätze", wie bei Eintreten eines Gasnotstands der Zwang zu stärkerem Energiesparen mit dem Gesundheitsschutz der Belegschaften in Einklang gebracht werden könnte.

Temperaturen im Büro: Was gilt zurzeit?

Grundsätzlich gibt es Vorgaben im Arbeitsschutz,  welche Temperaturen in Werkstätten, Büros oder Lagerhallen angemessen sind. Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) fordert für Arbeitsräume "gesundheitlich zuträgliche Raumtemperaturen". Belastungen durch Hitze, aber auch Kälte sind zu vermeiden. Diese Anforderung wird durch die "Technischen Regeln Arbeitsstätten" (ASR) für Raumtemperatur konkretisiert. Wenn Arbeitgeber diese einhalten, können sie sicher sein, dass sie den entsprechenden Anforderungen der Verordnung genügen.

Wie kalt darf es am Arbeitsplatz sein?

Für die unteren Schwellen gilt: Die Mindestwerte der Lufttemperatur sollten nach der Arbeitsstättenregel je nach Schwere der Tätigkeit zwischen 12 und 20 Grad Celsius betragen. Der höchste Wert, 20 Grad, gilt als Mindesttemperatur für "leichte Arbeit", also beispielsweise bei ruhigem Sitzen und gelegentlichem Gehen im Büro. 12 Grad sind nötig, wenn es um harte körperliche Arbeiten geht.

Wärmer sollen es Beschäftigte laut den Regelungen in Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-Kantinen- und Erste-Hilfe-Räumen haben. Hier sollte die Temperatur wenigstens 21 Grad betragen. In Waschräumen, in denen Duschen installiert sind, sollen es während der Nutzungsdauer sogar mindestens 24 Grad sein.

Mindesttemperatur im Job: Was gilt im Falle eines Gasnotstands?

Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass Beschäftigte, am Arbeitsplatz nicht frieren. Fällt die Temperatur unter die Mindestwerte, müssen sie prinzipiell Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Beschäftigten können die Arbeit jedoch nicht einfach einstellen, solange die Temperatur am Arbeitsplatz kein Gesundheitsrisiko darstellt.

Ist ein Grad weniger aufgrund des Gasnotstands zumutbar? Ob und wie sich neue Regeln bei den Temperaturen am Arbeitsplatz durchsetzen ließen, wird zurzeit heftig diskutiert. Ein geringerer Erdgas- und Stromverbrauch könnte helfen, die Versorgung mit Energie im Winter zu stabilisieren. Welchen Beitrag die Beschäftigten in den Betrieben dabei leisten sollten, ist bisher noch nicht ausgemacht. Je nach Krisenstufe ist nicht auszuschließen, dass es zu einer Anpassung der Grenzwerte kommt. Aus dem Arbeitsministerium hieß es dazu: verbindliche Vorgaben für den Fall eines Gasnotstands treffe die Arbeitsstättenregel nicht.

Energiekrise: Wie Unternehmen sich vorbereiten

In einigen Unternehmen gibt es bereits Überlegungen, wie Energie eingespart werden könnte und ob ein Absenken der Raumtemperatur eine Option wäre. Wegen der Unwägbarkeiten hält man sich aber mit konkreten Plänen zurück oder verweist - wie etwa bei Volkswagen - darauf, das Thema mit den Betriebsräten besprechen zu wollen. Die Deutsche Telekom erklärte beispielsweise, dass sie es berücksichtigen würden, falls sich vorübergehende Änderungen an der gültigen Richtlinie zur Mindesttemperatur von 20 Grad bei leichten Arbeiten im Sitzen ergeben würden.

Rewe als große Supermarktkette prüft die Frage, ob die Temperatur in den Filialen leicht sinken könne. "Es müsse noch geklärt werden, was zumutbar sei und was es bringe",so der Kommentar. Das Unternehmen treibe weniger das oft gasintensive Heizen als das oft stromintensive Kühlen um - da lasse sich kaum sparen.

Auch Autozulieferer Continental prüft, wie und ob über die Regelung der Raumtemperatur an den Arbeitsplätzen Energie gespart werden könne. Der Softwarekonzern SAP hat keine Zusatzmaßnahmen ergriffen, auch weil viele Beschäftigte im Homeoffice sind. Für die kommende Heizperiode strebe man 21 bis 22 Grad Celsius in Büroräumen an - wegen der überwiegend sitzenden Tätigkeiten.

 

Quelle: Haufe Online Redaktion