Digitale Kanzlei
Aus Freude am Beraten:
Steuerberater sind erste Ansprechpartner in Krisenzeiten
Von Andreas Hermanutz, Geschäftsführer bei der Wolters Kluwer Software und Service GmbH
Digitalisierung und Automation – Themengebiete, die auf keiner Veranstaltung der Steuerberaterbranche mehr fehlen. Und es ist richtig: Steuerberater müssen, wie jede andere Branche, auf Digitalisierung setzen. Die Gründe sind vielschichtig. Die aktuelle Corona-Krise zeigt aber auch: Der Steuerberater als persönlicher Berater ist – trotz aller Digitalisierungszwänge und -wünsche – nicht wegzudenken.
Was Steuerberater in Zukunft erwartet – und die Zukunft von ihnen
Jeder Berater, der bereits eine moderne Kanzleilösung wie ADDISON OneClick zur digitalen Zusammenarbeit mit Mandanten genutzt hat, weiß: Normale Vorbehaltsaufgaben wie Finanz- oder Lohnbuchhaltung werden immer automatisierter bearbeitet – Stichwort
„Robotic Accounting“. Die Erfassungstätigkeit verliert damit an Bedeutung – nicht jedoch die Qualitätssicherung und Prüfung auf Vollständigkeit sowie Richtigkeit. Steuerberater können sich diese Entwicklung zunutze machen und das Geschäftsfeld „Compliance-Prüfung“ in den Vordergrund rücken. Die digitalen Workflows ermöglichen darüber hinaus ein weites Spektrum an höherwertigen Beratungen, die sich unter dem Begriff „Betriebswirtschaftliche Beratung“ subsummieren lassen. Dieses Spielfeld ist weit und kann von der Existenzgründung bis zur Zukunftssicherung, etwa bei der Planung der Nachfolge, beim Immobilienerwerb oder Finanzierungsfragen, reichen.
Der Steuerberater ist in der idealen Position, solche Beratungs-Services zu bieten und sich damit zukunftssicher aufzustellen. Denn er spielt bei nahezu allen wichtigen Lebensentscheidungen – die in der Regel auch eine steuerliche Konsequenz zur Folge haben – eine zentrale Rolle und hat Einblick in die gesamte Finanz- und Vermögenslage. Doch nicht nur das – über
die oft langjährige Mandatsbeziehung kann der Steuerberater die Persönlichkeit des Mandanten, etwa dessen Risikobereitschaft, gut einschätzen. Er hat einen gesamtheitlichen Blick auf die individuelle Situation. Ein Vorteil, der selbst dann zum Tragen kommt, wenn für bestimmte Sachverhalte andere externe Berater (z.B. Rechtsanwälte oder Finanzierungsberater) hinzugezogen werden. Nicht zu unterschätzen ist das Thema Digitalisierung – heutzutage existenziell. Von digitalisierten Prozessen können beide Seiten profitieren: Einerseits erledigt der Steuerberater arbeits- aber wettbewerbsintensive Tätigkeiten effizienter. Andererseits profitiert der Kunde: Keine Pendelordner mehr, eingesparte Kosten für Lagerung oder Porto und obendrein tagesaktuelle Zahlen, auf die Berechtigte mobil zugreifen können. Viele Kunden zögern beim Schritt hin zu mehr Digitalisierung und es ist Aufgabe des Steuerberaters, den Kunden mitzunehmen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wer als Steuerberater vorausschauend plant und handelt hat bereits gute Voraussetzungen geschaffen, um in einer Krise zusätzlich zu punkten.
Krisenzeiten sind Beraterzeiten!
In Zeiten von Corona zeigt sich: Der Steuerberater ist einer der wichtigsten, vielleicht der wichtigste Ansprechpartner für seine Mandanten. Und trotz Digitalisierung und Automatisierung kommt es auf die persönliche Beziehung an. Kein Robo-Advisor und keine künstliche Intelligenz wäre auf eine Situation, wie wir sie heute erleben, vorbereitet gewesen. Hier trennt sich die Beratung von der Deklaration: Besonders in Krisen kommt es darauf an, den „Berater“ herauszustreichen und Kunden aktiv zu unterstützen. Gute Steuerberater machen klar: Ich gehöre zum Fundament des Unternehmens und unterstütze dabei, durch die Krise zu kommen. Entscheidend ist es, aktiv und nicht reaktiv zu handeln. Die Kanzleikunden schätzen es, dass der Berater auf sie zu geht und proaktiv über die Möglichkeiten informiert Ansatzpunkte gibt es genug: Steuerberater können die zahlreichen staatlichen Förderprogramme abwägen und so den Kunden unterstützen, Steuerzahlungen stunden lassen, gemeinsam mit dem Kunden Soforthilfeanträge stellen usw. Die Botschaft ist klar: Gemeinsam machen wir dein Unternehmen fit und helfen dir, die Krise zu überstehen. Möglicherweise lohnt sich sogar trotz der Krise ein Investment in die Digitalisierung, weil zeitnah Kosten eingespart werden können.
Fazit
Steuerberater zeigen in der aktuellen Situation einmal mehr ihre wesentliche Rolle. Dazu gehören nicht nur ihre entscheidenden Einblicke in das Steuersystem. Vielmehr geht es darum, Ihren Mandanten zur Seite zu stehen. Es gibt genug zu tun – Zahlen durchgehen, Liquidität sichern, Geschäft aufbauen, Anträge stellen. In der Krise beweist der Berater seine Kompetenz und zeigt dem Kunden, dass er das Unternehmen sicher und mit möglichst geringen Verlusten durch die Krise führt. Damit stärkt er nicht nur die Kundenbindung, sondern untermauert seine Position als unersetzbarer Fachmann.zum Seitenanfang